Jobverlust

.... Die Lebensgeschichte eines Türöffners .. The Doorman ....

.... Als Hotel-Portier erlebt man viele Geschichten. Aber diese ist speziell. ..Hotel doormen have many stories to tell, but this one is very special.  ....

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Als Hotel-Portier erlebt man viele Geschichten. Aber diese ist speziell.

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Hotel doormen have many stories to tell, but this one is very special.  

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Der Portier des Hotels

Im ganzen Dorf gab es keinen Beruf, der schlechter bezahlt war als der des Hotelportiers… Aber was hätte dieser Mann denn sonst tun sollten? Tatsache war, dass er nie schreiben oder lesen gelernt und auch nie eine andere Tätigkeit oder einen anderen Beruf ausgeübt hatte. Er kam zu diesem Job, weil sein Vater auch schon Portier dieses Hotels gewesen war und vor ihm sein Grossvater.

Jahrzehntelang war das Hotel von den Händen der Väter in die Hände der Söhne übergegangen und so auch der Job des Portiers. Eines Tages starb der alte Hotelbesitzer und ein ehrgeiziger, kreativer junger Mann mit Unternehmergeist wurde zum Geschäftsführer ernannt. Der Junge hatte vor, den Laden zu modernisieren.

Er renovierte die Zimmer und bestellte anschliessend die Belegschaft zu sich, um sie neu einzuweisen. Dem Portier sagte er: „Ab heute werden Sie neben Ihrer Arbeit an der Tür jede Woche einen Bericht für mich schreiben. Darin notieren Sie die Anzahl der Paare, die uns Tag für Tag besuchen. Jedes fünfte Pärchen fragen Sie, wie es mit seiner Bewirtung zufrieden war und ob es Vorschläge zur Verbesserung hat. Einmal pro Woche legen Sie mir diesen Bericht mit Ihrer Auswertung vor.“ Der Portier begann zu zittern. Noch niemals hatte es ihm an Arbeitswillen gefehlt, jedoch __

„So gern ich Ihnen diesen Wunsch auch erfüllen würde“, stammelte er, „aber ich, ich kann weder lesen noch schreiben.“

„Oh, das ist bedauerlich. Sie werden verstehen, dass ich mir allein für diese Tätigkeit keinen zusätzlichen Angestellten leisten kann. Genauso wenig kann ich von Ihnen verlangen, dass Sie schreiben lernen, daher __“.

„Aber Herr Geschäftsführer, Sie können mich nicht einfach auf die Strasse setzen. Ich habe mein ganzes Leben lang hier gearbeitet, genau wie vor mir mein Vater und mein Grossvater.“

Der Geschäftsführer liess ihn nicht ausreden. „Ich verstehe Sie, aber ich kann leider nichts für Sie tun. Natürlich erhalten Sie eine Abfindung, das heisst, eine Summe, die Ihnen hilft über die Runden zu kommen, bis Sie eine neue Stelle gefunden haben. Es tut mir sehr leid. Ich wünsche Ihnen alles Gute.“ Und ohne ein weiteres Wort kehrte er ihm den Rücken zu.

Für den Mann brach eine Welt zusammen. Nie hätte er sich träumen lassen, je in eine solche Situation zu geraten. Er kam nach Hause und war das erste Mal in seinem Leben arbeitslos. Was sollte er tun? Er erinnerte sich daran, wie er manchmal im Hotel, wenn ein Bett kaputt gegangen war oder der Fuss eines Schrankes wackelte, sich der Sache angenommen und sie schnell mit dem Hammer und Nagel repariert hatte. Das könnte eine vorübergehende Beschäftigung für ihn sein, bis ihm jemand eine neue Stelle bot.

Im ganzen Haus suchte er nach geeignetem Werkzeug, ohne Erfolg! Er musste einen kompletten Werkzeugkasten anschaffen und dafür würde er einen Teil seiner Abfindung einsetzen müssen. Da fiel ihm ein, dass es in seinem Dorf keine Eisenwarenhandlung gab und dass er einen zweitägigen Ritt auf seinem Maultier auf sich nehmen musste, um in das Dorf zu gelangen, in dem er seine Einkäufe tätigen konnte. „Was hilft’s?“ dachte er und machte sich auf den Weg.

Bei seiner Rückkehr trug er einen wunderbar sortierten Werkzeugkasten bei sich. Er hatte sich die Stiefel noch nicht ausgezogen, da klingelte es an seiner Haustür. Es war sein Nachbar.

„Ich wollte fragen, ob Sie einen Hammer hätten, den Sie mir eventuell leihen könnten?“

„Nun ich habe mir gerade einen gekauft, aber den brauch ich selbst, damit ich arbeiten kann, ich habe nämlich meine Stelle verloren.“

Ich verstehe, aber ich würde ihn gleich morgen früh zurückbringen.“

„Also gut“.

Am nächsten Morgen klingelte der Nachbar wie versprochen an der Tür. „Hören Sie, ich bräuchte den Hammer noch. Könnten Sie ihn mir nicht verkaufen?“

„Nein ich brauch ihn selbst, für meine Arbeit und ausserdem ist die nächste Eisenwarenhandlung zwei Tagesreisen mit dem Maultier entfernt.“

„Vielleicht kommen wir ins Geschäft“, sagte der Nachbar. „Ich bezahle Ihnen die zwei Tage An- und Abreise plus den Preis für den Hammer. Sie sind doch arbeitslos und haben die nötige Zeit. Was halten Sie davon?“

Er machte sich klar, dass das vier Tage Beschäftigung bedeutete – und nahm den Auftrag an. Bei seiner Rückkehr wartete ein anderer Nachbar vor seiner Tür. „Hallo Herr Nachbar, Sie haben doch unserem Freund einen Hammer verkauft.“

„Ja“

„Ich brauche ein paar Werkzeuge. Ich bin bereit, Ihnen vier Tagesreisen und eine kleine Gewinnspanne für jedes einzelne Stück zu zahlen. Denn es liegt ja auf der Hand, dass nicht jeder von uns vier Tage Zeit zum Einkaufen hat.“

Der ehemalige Portier öffnete seinen Werkzeugkasten und sein Nachbar suchte sich eine Schraubzwinge, einen Schraubenzieher, einen Hammer und einen Meissel heraus. Er zahlte und ging.

„Nicht jeder von uns hat vier Tage Zeit zum Einkaufen“, die Worte klangen ihm noch im Ohr. Wenn das so war, könnte es noch viele andere Menschen geben, denen daran gelegen war, dass er sich auf die Reise machte, um Werkzeug einzukaufen.

Bei seiner nächsten Reise beschloss er, einen Teil seiner Abfindungssumme zu investieren und noch mehr Werkzeug zu erwerben. So könnte er Reisezeit einsparen.

Bald sprach es sich im Viertel herum und immer mehr Nachbarn beschlossen, nicht mehr selbst zum Einkaufen ins Nachbardorf zu reiten.

So machte sich der frischgebackene Werkzeugverkäufer einmal pro Woche auf die Reise, um Einkäufe für seine Kunden zu erledigen.

Mit der Zeit wurde ihm klar, wenn er einen Raum fände, in dem er seine Werkzeuge lagern könnte, würde er dadurch noch mehr Reisen einsparen und so noch mehr Geld verdienen. Also mietete er ein Ladenlokal. Er vergrösserte den Geschäftseingang und ein paar Wochen später fügte er einen Lagerraum hinzu. Das Dorf hatte ihre erste Eisenwarenhandlung!

Seine zuvorkommende, freundliche Art sprach sich schnell herum. Alle waren zufrieden und kauften bei ihm ein. Er brauchte nicht mehr zu reisen. Die Eisenwarenhandlung im Nachbardorf lieferte die Bestellungen an, denn er war ein guter, zuverlässiger und ehrlicher Geschäftspartner.

Immer mehr Kunden kauften Ihre Eisenwaren bei ihm.

Mittlerweile reisten die Kunden aus den Nachbarsdörfern an. Irgendwann hatte er die Idee, dass sein Freund, der Schmied, ihm die Hammerköpfe anfertigen könnte und dann warum nicht, auch die Zangen, Zwingen und Meissel. Später kamen die Schrauben und die Nägel dazu.

Innerhalb von 10 Jahren hatte es dieser Mann durch Aufrichtigkeit und Fleiss zum millionenschweren Eisenwarenproduzenten gebracht und war zum einflussreichsten Unternehmer der Region geworden.

Er war so einflussreich, dass er beschloss, seinem Dorf eine Schule zu stiften. Neben Lesen und Schreiben unterrichtete man dort die Künste und lehrte die nützlichsten Handwerksberufe.

Der Bürgermeister organisierte ein grosses Fest zur Schuleinweihung und ein offizielles Abendessen zu Ehren des Stifters.

Beim Nachtisch überreichte der Gemeindevorsteher die Schulschlüssel und der Bürgermeister umarmte ihn und sagte:

„Voller Stolz und Dankbarkeit bitten wir Sie, uns die Ehre zu erweisen und sich auf der ersten Seite des Goldenen Buches der neuen Schule mit ein paar Worten einzutragen.“

„Die Ehre wäre ganz auf meiner Seite“, sagte der Spender. „Nichts täte ich lieber, als dort zu unterzeichnen, aber leider kann ich weder lesen noch schreiben.

Ich bin Analphabet.“

„Sie?“ sagte der Bürgermeister, der es nicht glauben konnte. Sie haben ein Industrieimperium aus der Taufe gehoben ohne lesen und schreiben zu können ? Da staune ich und frage mich, was Sie wohl erst erreicht hätten, hätten Sie lesen und schreiben gelernt.“

„Das kann ich Ihnen sagen“, antwortete der Mann ruhig.

„Hätte ich lesen und schreiben gekonnt, wäre ich noch immer Portier im Hotel!“

Quelle: Buch „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ von Jorge Bucay,  leicht angepasst.

mögliche Schlussfolgerungen:

  • Hinter einer Krise versteckt sich immer auch eine Chance

  • Unser Wissen ist Stückwerk, Weisheit und Erfahrung ist wichtig

  • Es gibt im Leben besondere Gelegenheiten - erkennen wir sie ?

  • Nie aufgeben, immer vorwärts und optimistisch bleiben

Haben Sie noch einen Merksatz ? Schreiben Sie ihn unten auf. Danke.

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The Doorman at the Hotel

There was no job in the whole town with worse pay than that of the doorman at the hotel, but what else could he do? He had never really learned to read or write, nor had he ever learned another trade. The reason he got the job was because his father had been the doorman of the hotel before him and his grandfather before him.

For decades the hotel had been passed from the hands of the fathers to their sons, and so had the job of the doorman. One day the old hotel owner died and his ambitious, entrepreneurial son became the new director. He decided to modernize the business.

He had the rooms remodeled and, when everything was finished and ready, he called all the employees together to give them their new instructions. The doorman received the following orders: “Beginning today, you will give me a weekly written report of all your work. You will make a note of all the couples that come as our guests each day and survey every fifth couple, asking them how they enjoyed our service and getting any suggestions they may have for improvement. Once a week you will submit your report and evaluation to me personally.” The doorman began to tremble. He had always been a willing worker and was eager to please, but __

“I w-w-w-would love to comply with your wishes,” he stuttered, “but I can’t read or write.”

“Oh, that’s a pity. I guess you will understand that I can’t afford to hire another person for this task. Nor do I have time to wait for you to learn to read and write. So, unfortunately __”

“But Sir, you can’t just put me out on the street! I have worked here all my life, just like my father and grandfather before me!”

The director didn’t let him finish his plea. “I understand, but unfortunately I can’t do anything for you. Of course you will receive some compensation, enough to help you get by until you find another job. I’m sorry. I wish you every success.” Without another word, he turned and walked away.

The doorman felt like his world had come to an end. He had never foreseen that this could happen. He went home and, for the first time in his life, he was unemployed. What to do? Then he remembered how when beds or cupboards were broken or loose in the hotel, he would quickly fix them with a hammer and nails. He thought he could do something like that as a temporary job until he found something better.

He looked around the house for some proper tools, yet without success. He would need a toolbox with a complete set of tools and figured he could use part of the compensation money for that. Since there was no hardware store in his town, he would have to ride his mule for two days to get to the next big town to buy his supplies. “Oh well,” he thought and began the long journey.

When he returned home, he brought a fine toolbox and an assortment of tools with him. He had not yet taken his boots off before the doorbell rang. It was his neighbor.

“Would happen to have a hammer I could borrow?”

“Well, I just bought one, but I actually need it myself so I can work. I just lost my job.”

“I understand, but I would bring it back tomorrow morning.”

“Okay.”

The next morning, the neighbor returned as promised and rang the bell. “Um, listen. I still need the hammer. Would you please sell it to me?”

“Sorry, I really need it myself so I can work and the next hardware store is a two-day mule-ride from here.”

“Maybe we can do business together,” suggested the neighbor. “I would make it worth your while. I’ll pay for your traveling time, plus the price of the hammer. You don’t have a job at the moment, so you have time. Right? What do you think?”

Realizing the neighbor was offering to pay him for four days of work, he accepted. Upon his return, another neighbor was waiting for him and said, “I understand you sold a hammer to _.”

“That’s right…”

“Well, I need a few tools too. I would be willing to pay you for the four days travel plus a little above your costs for each tool. Obviously, not everyone can afford to be away for a four-day shopping trip.”

The ex-doorman opened his toolbox and let his neighbor choose some tools. He took out a clamp, a screwdriver, a hammer and a chisel, paid for them and left.

“Not everyone can afford to be away for a four-day shopping trip.” The words rang in his ears. Maybe there were others who felt the same and would be glad to pay him to do the shopping.

On his next trip, he decided to use some of his compensation and buy extra tools. In this way, he hoped to save traveling time.

Soon everyone in the area knew of his enterprise, and more and more people decided not to go to town themselves, and preferred to pay him to go for them.

So the tool salesman made his way to town once a week to do the shopping for his customers.

He quickly realized he could save even more traveling time and earn more money if he had a room to keep his tools in. So he rented a small storage shed in town. In time, he widened the door and added a window with a display. He transformed the shed into a hardware store; the town’s first!

His customers left happy and came back. Before long, he didn’t need to travel anymore. He bought so much from the hardware store in the neighboring town, that they gladly delivered everything he needed directly to his door for free.

More and More Customers

After awhile, shoppers began to come from other towns and his success emboldened him to branch out. One day he got a bright idea and asked his friend, a metal worker, to make hammer heads for him, and then he thought, why not the pliers, clamps and chisels? Later screws and nails followed in rapid succession.

In just 10 short years, as a result of his honesty and hard work, he became a hardware millionaire and one of the most influential businessmen in the region.

His influence was so great he decided to donate a new school to his little town. In addition to reading and writing, this modern school would teach up-to-date skills and the arts.

When it was finished, the mayor and the superintendent organized a ribbon cutting ceremony for the school’s dedication and a gala dinner in honor of the town’s benefactor.

Just before dessert, the mayor made a toast and handed the businessman the keys to the city. The superintendent embraced him and exclaimed:

It is with tremendous pride and gratitude that we ask that you do us the honor of being the first to sign the school’s charter.”

“The honor would be all mine,” the man answered. “Nothing would make me happier, but unfortunately, I can’t read or write.

I’m illiterate.”

“You?” asked the mayor in amazement. “How did you build this industrial empire from the ground up without being able to read or write? I wonder what heights you could have attained to if you had learned those skills too!”

“I can answer that question for you, sir,” he answered quietly.

“If I had been able to read and write, I would still be the doorman at the hotel!”

 Source: “Let Me Tell You a Story: Tales Along the Road to Happiness” by Jorge Bucay, adapted

Possible lessons:

  • Within every crisis is a hidden opportunity

  • Our knowledge is limited, wisdom and experience are important

  • Sometimes opportunity knocks. What do we do with it?

  • Never give up, keep going forward, stay optimistic 

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Und nicht zuletzt: Nie mit Lernen aufhören. Stillstand bedeutet Abstieg. Vorwärts bewegen bedeutet Leben.

Und nicht zuletzt: Nie mit Lernen aufhören. Stillstand bedeutet Abstieg. Vorwärts bewegen bedeutet Leben.

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